Allgemeiner Schachklub Salzburg mit Sitz im ASKÖ Sportzentrum Maxglan, Eichetstrasse 29-31, 5020 Salzburg

Walter Haselsteiner: Rücktritt vom Fernschach

Am 05. Juli 2022 habe ich meine C-960 Fernschachkarriere (zumindest bis auf weiteres) beendet.


In ca. 4 ½ Jahren habe ich 96 Partien gespielt, davon 25 Siege, 71 Remis, keine Niederlage. Nach Auswertung der letzten Partie werde ich 2443 Elo haben und voraussichtlich auf Rang 33 der 960-Fernschach Weltrangliste liegen.
Größter Erfolg ist die Teilnahme am Weltcup-Finale,  in dem ich mein  Ziel, keine Partie zu verlieren ohne Probleme erreichen konnte. Allerdings auch ohne Chance auf Sieg. Hier liegen 2 Spieler mit je einem Sieg (durch Patzer des Gegners) vorne (6 Partien sind  noch offen).

Auch das Halbfinale in der Europameisterschaft ist aufgrund einer Begegnung einer Ukrainischen Spielerin gegen einen Russen noch nicht beendet (Anmerkung: das Turnier ist inzwischen beendet). Hier verbuche ich zwar einen Sieg, 2 Gegner haben aber schon 2 Siege. Ein Aufstieg ins Finale ist damit praktisch ausgeschlossen.

Meine interessantesten Siege waren folgende:

Hier hatten die Gegner nur in manchen Zügen  leicht suboptimal gespielt, und es war sehr aufwendig, über lange Strecken gute Züge zu finden, die letztlich die Partie kippen lassen den Gewinn bringen.

Der härteste und meiner Ansicht nach stärkste und kreativste Gegner war GM Robert Bauer https://www.iccf.com/player?id=85725  (immerhin Mitglied der Mannschaft des Fernschach-Olympia Siegers). Es gab auf dem Weg ins Weltcup-Finale insgesamt 6 Partien, und in den ersten beiden Auseinandersetzungen mit Schwarz musste ich sehr genau spielen, um keine Niederlage zu erreichen. Mit dem aktuellen Programm Stockfish 14 gab es aber keinerlei Probleme. In der Vorausscheidung und im Halbfinale lag ich als Sieger in der Tabelle sogar vor Bauer auf Rang 2. Ich drücke ihm die Daumen, dass er vielleicht doch noch eine Partie im WC-Finale gewinnt (3 Spiele offen). Er hätte es sich Platz 1 sicher verdient.

Mein Fazit:

Insgesamt ist Fernschach eine interessante, aber auch zeitintensive Beschäftigung, die in den letzten beiden Jahren durch die Stärke von Stockfish für mich stark an Reiz verloren hat. Auf etwas höherem Niveau ist es praktisch unmöglich geworden, auf normalen Weg (=ohne menschliches Versagen durch Patzer) eine Partie zu gewinnen. Damit drohen Turniere zur Lotterie zu werden. Es bleiben also nur mehr ein ästhetische Wert mit kuriosen Stellungen, die trotzdem im Gleichgewicht sind. Oder theoretische Erkenntnisse, für jene, die sehr tief in die Materie (Eröffnung, Strategie) eindringen wollen und können.

Spannend wäre, wenn zusätzliche Bewertungen bzw. Nuancierungen bei Punktevergabe eingeführt würden: z.B. Bei Remis erhält Schwarz +0,05 und Weiß -0,05, bei Remis mit Mehrfigur erhält der Spieler mit der Mehrfigur +0,1 der Verlierer – 0,1, ähnlich bei Patt etc.. Das würde viel ändern, hat aber den Nachteil, dass Ergebnisse dann einem subjektiven Faktor unterliegen (wie Eisschnelllauf im Vergleich zum Eiskunstlauf). Und praktisch wäre die Bewertung wohl kaum zu bewältigen, da viel zu viele Spiele gespielt werden.

Ich bin gespannt, wie es insgesamt mit dem Fernschach weiter geht.

Scroll to Top