28. Donau-Open 2019 mit ASK-Beteiligung
Zum 28. Mal ging zwischen Weihnacht und Silvester das 7rundige internationale Donau-Open im OÖ. Aschach über die Bühne. Es war auch heuer wieder ausgezeichnet organisiert: Ein buntes Rahmenprogramm (Tandemturnier, Paarblitzturnier, Jugendtraining), ein großzügiger Analyseraum, das im Spiellokal integrierte Cafe mit Speis & Trank, ausreichend Quartiere in unmittelbarer Nähe und die „vielen bekannten Gesichter“ machen das Donau-Open zu einem sehr sympathischen Schachevent.
Trotz „Konkurrenz“ aus der Steiermark (3. Schilcherland Open) fanden sich wieder knapp 200 Schachspieler ein, um sich in drei Gruppen die Turniersiege und Preisgelder untereinander auszumachen. Im A-Turnier wimmelte es diesmal von Titelträgern – allein 8 GM und 7 IM mischten im Bewerb mit. Und auch vier ASKler waren beim Turnier mit dabei!
Emanuel Frank erkämpfte im A-Turnier 4 Punkte und belegte damit den 23. Platz. Als Nummer 18 gestartet, konnte er nicht ganz an die Leistungen aus dem Vorjahr anschließen, was aber auch vermessen wäre dies jedes Jahr zu erwarten! Die vier verlorenen Elopunkte wird er leicht verkraften können – nach seinen Aussagen steht ohnehin schon sein nächstes schachliche Fernziel im Visier – das Erreichen eines IM-Titels!
Ganz kurzfristig – beinahe schon am Weg zu einem Schachturnier in Tschechien – entschloss sich Robert Navratil doch das Donau Open zu spielen. Laut eigenen Angaben war er nicht sehr zufrieden mit dem Turnier-Verlauf. Die Auftaktniederlage gegen IM Peter Schreiner war sicherlich verkraftbar, und schnell folgte in Runde 2 ein Sieg. In Runde 3 kam es zum „internen Duell“ mit Emanuel, das er verlor. Daraufhin kam er aber bei durchwegs Elo-schwächeren Spielern in den letzten vier Runden nicht mehr über Remisen hinaus. Robert beendete 9 Plätze hinter seiner Startposition das Turnier und ließ 15 Elopunkte in Aschach.
Noch schlimmer erwischte es Gernot Neuwirth im B-Turnier (persönlicher Bericht im Anhang). Nach katastrophalem Start fing er sich zwar im Laufe des Turniers etwas, musste sich aber letztlich mit dem 22. Platz in der Endtabelle begnügen. Da als Nummer 11 gestartet, bedeutete dies klarerweise auch einen empfindlichen Eloverlust von 35 Punkten.
Die mit Abstand beste Performance legte Franc Mamarina im C-Turnier hin. Franc, der derzeit ein Turnier nach dem anderen absolviert um wieder „an alte Stärke“ anzuschließen, gelangen schöne Siege – u.a. gegen den Ersten der Setzliste Gerhard Pleininger (1642). Die 4,5 Punkte reichten schließlich für Platz 12, er konnte zudem 77 Elopunkte auf sein Konto verbuchen.
Ergebnisse des 28. Donau Opens in Aschach
A-Turnier (74 Teilnehmer) | ||||||
Rg. | Snr | Name | Elo | Pkt. | Wtg | |
1 | 2 | GM | Sedlak Nikola | 2609 | 5,5 | 24 |
2 | 3 | GM | Shengelia David | 2543 | 5,5 | 23 |
3 | 4 | GM | Istratescu Andrei | 2626 | 5,5 | 22,5 |
4 | 6 | GM | Jovanovic Zoran | 2507 | 5,5 | 22,5 |
5 | 5 | GM | Zelcic Robert | 2529 | 5,5 | 22,5 |
6 | 11 | IM | Sandalakis Angelos | 2433 | 5 | 1225,5 |
7 | 10 | IM | Mazur Stefan | 2424 | 5 | 23 |
8 | 9 | GM | Horvath Jozsef | 2516 | 5 | 22 |
9 | 1 | GM | Sumets Andrey | 2583 | 5 | 21 |
10 | 7 | GM | Hertneck Gerald | 2505 | 5 | 20 |
... | ||||||
23 | 18 | Frank Emanuel | 2258 | 4 | 17,5 | |
... | ||||||
53 | 44 | Navratil Robert | 2039 | 3 | 11 | |
B-Turnier (63 Teilnehmer) | ||||||
Rg. | Snr | Name | Elo | Pkt. | Wtg | |
1 | 7 | Kristofic Mario | 1861 | 5,5 | 23 | |
2 | 13 | Habacher Stefan | 1823 | 5,5 | 21 | |
3 | 15 | Dotzer Lukas | 1793 | 5,5 | 20,5 | |
... | ||||||
22 | 11 | Neuwirth Gernot | 1834 | 4 | 13 | |
C-Turnier (55 Teilnehmer) | ||||||
Rg. | Snr | Name | Elo | Pkt. | Wtg | |
1 | 5 | Manaberger Markus | 1565 | 6 | 25 | |
2 | 6 | Lasinger Melanie | 1549 | 6 | 24,5 | |
3 | 12 | Niesswohl Werner | 1491 | 5,5 | 23 | |
... | ||||||
12 | 34 | Mamarina Franc | 1350 | 4,5 | 17,5 |
Bilder vom Turnier (Danke, Klaus!)
Ein ausführlicher, persönlicher Turnierbericht von Gernot
Heuer fuhr ich ohne spezielle Ziele und Vorgaben zum Aschacher Turnier. Vielleicht ein Fehler, wie sich herausstellen sollte. Denn in den ersten Runden kam ich einfach nicht „in die Gänge“.
In Runde 1 spielte ich gegen Robert Spitzl (1622), einen sehr erfahrenen Spieler. Hochmütig wartete ich einfach ab, bis meinem Gegner irgendwann „eine Ungenauigkeit“ passieren würde, um diese dann auszunutzen. Nur leider kam es nicht dazu. Zum einen, weil für meinen Gegner ein Remis ein absolut akzeptables Ergebnis war und er nicht unnötig riskierte, zum anderen, weil ich simpel nicht in der Lage war, ungenaue Züge zu sehen bzw. selber genaue Züge zu machen. So verschwand eine Figur nach der anderen vom Brett und die Partie versandete schließlich im Remisnirwana.
Gut, kein Traumstart, aber auch noch kein Beinbruch. In der zweiten Partie kam gegen Andreas Luger (1703) eine sehr komplexe Stellung im geschlossenen Sizilianer aufs Brett. Knapp vor dem 30. Zug konnte ich in verschachtelter Stellung dank eines Springervorstoßes einen spürbaren Vorteil erarbeiten: Auf meiner halboffenen f-Linie zeigten meine verdoppelten Türme auf die gegnerischen isolierten Doppel-f-Bauern, die Andreas umständlich decken musste. Was dann passierte, war ein Déjà-vu zu meiner letzten Mannschaftsmeisterschaftspartie: In akuter Zeitnot konnte ich nicht die besten Antworten auf die befreienden Abtauschaktionen des Gegners finden und ich verblieb im 41. Zug nach zuvor ausgezeichneter Stellung sogar noch in einem verlorenen „guter Springer gegen schlechten Läufer“- Endspiel. Zehn Züge später gab ich in hoffnungsloser Stellung auf. Das war bitter. Aber es sollte noch schlimmer kommen.
Doppelrunde: Zwei Stunden später musste ich mich schon wieder ans Brett setzen – auf dem bereits der 12jährige Nachwuchsspieler Lukas Stadlinger (1491) auf mich wartete. Genervt und in Gedanken noch bei der eben erlittenen Niederlage spielte ich die Eröffnung unkonzentriert. Er packte eine mir unbekannte, giftige Variante in der Philidor-Verteidigung aus. Da ich meinen schwarzfeldrigen Läufer nicht gegen seinen Springer tauschen wollte, zog ich diesen ohne groß nachzudenken zurück „in Sicherheit“ – mitten rein in eine Bauernkombination, die mich im 10. Zug eine Figur kostete. Ich versuchte dann meine „Kompensation“ der besser entwickelten Figuren zu nutzen um direkte Mattangriffe zu setzen. Lukas verteidigte sich aber genau und brachte seinen Punkt ins Trockene.
Ein warnendes Beispiel was passieren kann, wenn man in der Eröffnung noch schläft:
Im Versuch, meinen Läufer auf Lf4 nicht gegen den Sh5 abtauschen zu müssen, zog ich diesen a tempo auf e3. Es folgte 9…c5 – und eine Figur geht verloren. |
Zeit für eine kleine Zwischenbilanz: Mit einem Überhang von fast 700 Elopunkten in drei Partien ein mickriges Remis erreicht, 45 Elopunkte verloren, und ich musste mich in Runde 4 aufs vorletzte Brett des B-Turniers setzen. So konnte es nicht weitergehen.
Deshalb kam am 28.12. eine ASK-Delegation (Klaus und Manfred) an die Donau, um mir die „Wadln vor zu richten“. Dann endlich begann ich das zu machen, wozu ich nach Aschach gekommen bin: Schach zu spielen.
In Runde 4 spielte ich mit Schwarz gegen Renald Knogler (1680), der mit dem Londoner System eröffnete. Rasch gelang es mir, Druck am Damenflügel aufzubauen – mein Lg7 erwies sich als die stärkere Waffe als sein schwarzfeldriger Kollege Lf4. Dank eines doppelten Fesselungsmotivs holte ich mir die Qualität, worauf mein Gegner – auch angesichts zusammenbrechender Strukturen – im 24. Zug aufgab. Hallelujah – mein erster Sieg!
Tags darauf spielte ich mit Weiß gegen Josip Knezevic (1560), der seine „Moderne Verteidigung“ gehörig misshandelte. Ich kam sehr früh zum thematischen Zug e5, worauf die schwarze Stellung kollabierte. Schon im 12. Zug wies mir die Engine einen Vorsprung von +4,00 aus, das Ummünzen in einen vollen Punkt war dann kein Kunststück mehr.
In der sechsten Runde traf ich auf Gerhard Riegler (1686) und ich konnte mit Schwarz in einer mir wohlbekannten Eröffnung spielen. Zu Beginn lief es recht „theoretisch“ und ausgeglichen. Ich lehnte ein Remisangebot im 15. Zug ab und versuchte stattdessen, mit meinem Springer in seinem Hinterhof für Unruhe zu sorgen. Tatsächlich reagierte Gerhard falsch und erlaubte mir wenige Züge später mit einem kleinen Trick die Partie für mich zu entscheiden:
Rätselfrage: Warum war 19. Sd4 hier ein Fehler? (Lösung am Ende des Berichts) |
Nach den drei Siegen in Folge wollte ich dann auch noch die letzte Runde gewinnen – quasi als „Schadensbegrenzung“ für meinen verpatzten Turnierstart. Ich spielte gegen den elomäßig unterbewerteten Franz Mayrhuber (1560), der allerdings von Oktober bis Dezember beachtliche 200 Elopunkte zulegte. Alles schien angerichtet: Ich spielte Weiß, meine Lieblingseröffnung – und trotzdem gelangte ich nicht in Vorteil. Eventuell hatte sich mein Gegner meine Partien auf chessresults angesehen. Denn er spielte bis in den 17. Zug „Computerzüge“, was in besagter zweischneidigen Eröffnung dazu führt, dass Schwarz schlicht mit -1,00 besser steht. Letztlich musste ich sogar noch sehr genau spielen um das Remis zu halten.
Wie sieht also meine persönliche Bilanz zum heurigen Aschach-Turnier aus? Klar, wenn man 11 Plätze hinter seinem Startrang endet und 35 Elopunkte verliert kann man nicht zufrieden sein. Andererseits hatte ich letztes Jahr fast das idente Ergebnis (4 Punkte, Platz 20), nur die Erwartungshaltung war nach meinem guten Jahr 2019 halt höher. Auf der Plusseite habe ich, nach dem desaströsen Start nicht aufgegeben sondern mich zurückgekämpft zu haben. Und das Wichtigste: Das Turnier hat wieder viel Spaß gemacht, und ich werde aller Voraussicht nach auch heuer wieder mit dabei sein in Aschach…
Hier der Bericht zum Aschach Open 2018
Lösung: 19. Sd4?? Sxd4 20. Lxd4 a5 21. Ta4 b5 22. Txa5 (22. Lxg7 bxa4 ) Lxd4 23. Txb5 Ta7 +- (-6,00)